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Das Wappen der Freiherren von Lilienburg
(als Nachfolger der Ritter von Marßel)

Das Wappen der Freiherrn von LilienburgDem Hauswappen der Ritter von Marßel und ihren Nachfolgern, den Freiherren von Lilienburg, gilt heute unsere Aufmerksamkeit.

Im großen Zimmer unserer Vereinsräume haben wir dieses schöne Wappen als Druck unter einem Glasrahmen, als gesticktes Gobelinbild von Maria Kuznik angefertigt und als Holzbildhauerarbeit von dem Künstler Hermann Meeder als Wandschmuck geschaffen. Die beiden letztgenannten Werke können als handwerkliche Kunst bezeichnet werden, wofür sich die Mitglieder des HVL herzlich bedanken.

Neben diesen drei Ausfertigungen, als Druck, Stickarbeit und Holzbildnis befindet sich am Haus Nr. 4 in der Straße Marßel eine vierte Variation des Wappens der ehemaligen Ritter zu Marßel in Stein gehauen. Dieses Steinwappen hing lange Zeit an dem Marßeler Ritterhaus, das zwischen der Lloyd-Kaffeefabrik und dem ehem. Gebäude der Bremer Holzindustrie stand.

Etwa Mitte der 60er Jahre wurde es abgerissen. Die Familie Schmöle als Besitzer des Hauses Marßel 19 hat dafür gesorgt, daß dieses Relikt aus früherer Zeit nicht verloren gegangen ist. Wenn auch als "Suchbild" getarnt, so ist es doch der Nachwelt erhalten geblieben.

Zu dem Holzbildhauer Meeder darf noch erwähnt werden, daß der Künstler aus Tönning a. d. Eider stammt und ab 1919 in seiner Heimatstadt eine Schiffbaulehre begann. Nach dem Konkurs der betreffenden Werft begann er 1927 ein Studium der Bildhauerei an der Kunstschule in Kiel bei Professor Blatzek. Seit 1937 in Bremen ansässig und ab 1939 als Lesumer Bürger, jetzt hochbetagt im 94. Lebensjahr in der Halmstraße wohnend, möge er diese Zeilen als einen freundlichen Gruß aufnehmen. Diese Erwähnung des Bildhauers scheint notwendig, um den Wert dieses in Holz gehauenen Wappens derer von Lilienburg zu ermessen.

Die Heraldik, die Geschichte der Wappenkunst, ist von besonderer Bedeutung und von enormer Aussagekraft. Über das Hauswappen der Ritter von Marßel haben wir in Erfahrung gebracht, daß es am 06. Januar 1680 in Gripsholm vom schwedischen König Karl XI an den Baron von Lilienburg verliehen wurde. Die Herren von Lilienburg waren Besitzer des adligen Hofes der ehem. Ritter von Marßel. Der reiche holländische Kaumann Marchant kaufte im Jahre 1680 dieses ehemalige Rittergut, und durch seine Heirat mit der Prinzessin Juliane von Hessen-Eschwege gehörte er zur Verwandtschaft des schwedischen Königs, Übrigens, die Gebühren für einen derartigen Gnadenerweis waren für so manchen König eine willkommene Geldquelle.

Das rechte untere Feld zeigt einen weißen Schwan. In der Antike galt der Schwan als heiliger Vogel Apollons; er war weissagend und spielte auch in der griechischen Mythologie eine besondere Rolle.

Bei diesem Hauswappen mag der Schwan auch eine Verbundenheit zum lutherischen Christentum ausdrücken. So sehr man auch in der Heraldik Löwen und Adler bildlich dargestellt und gut erklärt hat, so selten findet man Schwäne auf Wappen. Als Ausnahme gilt der weiße Schwan als wichtigste Bilddevise König Heinrichs V von England.

Das letzte Wappenbild im oberen rechten Feld läßt sich noch am einfachsten deuten. Zwei Türme mit weißem Fähnlein, zwischen denen sich auf blauem Feld eine weiße Lilie hervortut, ist gewiß mit der Herrschaft derer von Lilienburg in Verbindung zu bringen.

Unter Verleihung des Wappens wurde der bürgerliche Verwandte des Königs mit dem Titel "Baron von Lilienburg" geadelt.

Lüder Halenbeck, der 1888 ein Buch über das Rittergut Marßel geschrieben hat, soll die inzwischen verlorengegangene Verleihungsurkunde gesehen und folgendes abgeschrieben haben:

Daß im Originaltext die Beschreibungen der rechten mit der linken Seite verwechselt worden sind, mag uns an dieser über 300 Jahre alten Urkunde nicht verwundern. Die Erklärung ist darin zu sehen, daß die Wappen vom Schildträger aus gesehen beschrieben wurden, dadurch wurden die Begriffe rechts und links umgekehrt verwendet.

Der Löwe auf der linken Wappenseite galt schon in vorchristlicher Zeit als Zeichen der Stärke und Wachsamkeit und auch als Sinnbild der Tapferkeit.

Als solches erscheint diese Abbildung häufig auch auf Wappen, Grabsteinen, und auf Denkmälern.

Das unter dem Löwen angeordnete Burgundische Kreuz wird als zwei schräg gekreuzte Äste angesehen, die mit dem Andreaskreuz in Verbindung gebracht werden. Andreas ist der Schutzheilige Burgunds, sein Kreuz das häufigste Zeichen auf den Fahnen der deutschen Landsknechte des 16. Jhdt.

Das Burgundische Kreuz in den Farben rot auf weißem Grund, war auch auf den Fahnen der belgischen Rexisten zu finden. Das Kreuz in seinen verschiedensten Formen ist ein uraltes Zauber- und Heilszeichen.

Rudolf Matzner